Analyse des Koalitionsvertrags 2025: Auswirkungen auf Hotellerie und Gastronomie aus Sicht der Ascensus GmbH

Der am 9. April 2025 vorgelegte Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD enthält zahlreiche Maßnahmen, die direkte Auswirkungen auf die Hotellerie- und Gastronomiebranche haben. Viele Punkte klingen zunächst nach Entlastung – doch bei genauerem Hinsehen relativieren sich zahlreiche Effekte, heben sich gegenseitig auf oder treten so spät in Kraft, dass sie der Branche im aktuellen Krisenmodus kaum helfen. Aus Sicht der auf Hotellerie und Gastronomie spezialisierten Unternehmensberatung Ascensus GmbH ergibt sich folgendes Bild:

Inhaltsverzeichnis

1. 7 % Mehrwertsteuer – eine Entlastung mit eingebauter Bremse

Die Koalition plant, die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie ab dem 1. Januar 2026 dauerhaft auf 7 % zu senken. Das ist grundsätzlich ein Erfolg für die Branche, da sie dadurch mit anderen Lebensmittelanbietern steuerlich gleichgestellt wird. Allerdings kommt die Entlastung spät. Viele Betriebe müssen zuvor noch eine belastende Übergangszeit mit dem regulären Steuersatz von 19 % durchstehen. Für das laufende Jahr 2025 ergibt sich daraus keine Erleichterung – im Gegenteil: Es entsteht eine Phase, in der steigende Kosten (Löhne, Energie, Wareneinsatz) ohne steuerliche Kompensation bewältigt werden müssen.

Auch ist fraglich, ob die Steuerersparnis tatsächlich in der Branche bleibt. Vieles spricht dafür, dass Betriebe die entstehenden Spielräume benötigen, um höhere Kosten abzufedern, insbesondere im Personalbereich.

2. Mindestlohn-Anhebung: Teure Nebenwirkung einer scheinbaren Entlastung

Die Aussicht auf einen gesetzlichen Mindestlohn von 15 € ab 2026 bedeutet für Hotellerie und Gastronomie einen erheblichen Anstieg der Personalkosten. Bereits heute arbeiten viele Beschäftigte im Gastgewerbe im Mindestlohnbereich oder knapp darüber. Steigt dieser Lohn, erhöht sich automatisch auch der Druck auf alle anderen Löhne und Gehälter im Betrieb – das Lohngefüge verschiebt sich. Mitarbeitende mit mehr Verantwortung oder Qualifikation werden ebenfalls höhere Vergütungen verlangen, um den Abstand zu Hilfskräften zu wahren.

Diese Lohnspirale frisst einen großen Teil der Steuerersparnis durch die Mehrwertsteuerregelung wieder auf. Während auf dem Papier eine Entlastung durch niedrigere Steuern entsteht, steigt gleichzeitig der finanzielle Druck durch wachsende Lohnkosten – mit dem Ergebnis, dass unterm Strich kaum eine Verbesserung bleibt. Diese Entwicklung zeigt klar: Die Maßnahmen heben sich teilweise gegenseitig auf. Der Gewinner ist letztlich der Staat, der über höhere Lohnsummen mehr Sozialabgaben und Einkommensteuer einnimmt – nicht aber die Branche selbst.

3. Flexibilisierung der Arbeitszeiten: Lichtblick im Personalmangel

Positiv zu bewerten ist die geplante Reform des Arbeitszeitgesetzes. Der tägliche Acht-Stunden-Rahmen soll durch eine flexiblere Wochenarbeitszeit ersetzt werden. Das gibt Unternehmen mehr Spielraum in der Einsatzplanung, was angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels von großem Vorteil sein kann. So können Spitzenzeiten besser abgedeckt und ruhigere Tage zur Erholung genutzt werden. Auch steuerfreie Überstundenzuschläge sollen eingeführt werden, was zusätzliche Anreize für Mitarbeitende schafft, Mehrarbeit zu leisten.

Hinzu kommt die Möglichkeit, Rentner ab 2026 steuerfrei weiterbeschäftigen zu können – eine interessante Option zur teilweisen Kompensation fehlender Fachkräfte. Diese Maßnahmen bieten kurzfristig Handlungsspielraum und können in Kombination mit intelligentem Personalmanagement zur Stabilisierung des Betriebs beitragen.

4. Energiepolitik: Entlastung ohne klare Investitionsimpulse

Die geplante Senkung der Stromsteuer und der Netzentgelte kann die Betriebskosten deutlich reduzieren – auch für Hotels und Restaurants. Zudem sollen klimapolitische Vorgaben wie das sogenannte Heizungsgesetz überarbeitet und entschärft werden. Dadurch entfällt zunächst der Druck, bestehende Heizsysteme kurzfristig gegen teure Alternativen auszutauschen. Diese Atempause schafft finanzielle Luft, birgt jedoch auch die Gefahr, dass wichtige Investitionen in die Energieeffizienz weiter aufgeschoben werden.

Gleichzeitig fehlen klare Förderimpulse oder branchenspezifische Programme, die nachhaltige Modernisierung in der Hotellerie gezielt unterstützen würden. Wer Energie sparen will, muss es weiterhin aus eigener Kraft tun.

5. Bürokratieabbau – Hoffnung auf Entlastung, aber nicht überall

Ein kleiner, aber nicht unbedeutender Fortschritt ist die angekündigte Abschaffung der Bonpflicht. Damit entfällt ein erheblicher und praxisferner Aufwand im Tagesgeschäft vieler Betriebe. Auch das nationale Lieferkettengesetz soll gestrichen werden – eine Erleichterung für Zulieferer und mittelständische Betriebe. Zudem plant die Koalition eine Reihe weiterer Vereinfachungen, etwa bei Genehmigungen im Baubereich oder bei der Unternehmensführung.

Allerdings bleibt in vielen Bereichen der bürokratische Aufwand bestehen – etwa bei der Arbeitszeiterfassung, die durch ein Gerichtsurteil sogar noch verschärft wurde. Neue Pflichten wie die verpflichtende Kartenzahlung ab einer gewissen Betriebsgröße stehen ebenfalls im Raum. Unter dem Strich bleibt festzuhalten: Der angekündigte Abbau von Vorschriften ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber kein Durchbruch.

6. Zeitliche Umsetzung: Entlastung auf Raten – Probleme im Hier und Jetzt

Ein zentrales Problem des Koalitionsvertrags ist die Zeitachse. Viele der angekündigten Maßnahmen greifen erst ab 2026 oder später. Steuerliche Entlastungen, Rentenregelungen, Energiepreisbremsen – all das kommt erst in ferner Zukunft. Für die akute Lage der Branche in den Jahren 2024 und 2025 bedeutet das: Es bleibt schwierig. Die dringend benötigte finanzielle Entlastung bleibt vorerst aus, während die Kosten weiter steigen.

Diese Verzögerung verunsichert die Betriebe und erschwert Planungen. Investitionen könnten aufgeschoben werden, Unternehmen zögern mit Neueinstellungen oder Modernisierungen. In einer Zeit, in der jede Entscheidung von hoher Tragweite ist, wirkt das politische Zögern kontraproduktiv.

Fazit: Große Worte, geringe Wirkung – Was Hotellerie und Gastronomie jetzt tun sollten

Viele Maßnahmen der neuen Koalition sind gut gemeint, aber schlecht getaktet oder wirken nicht nachhaltig genug. Der geplante Dreiklang aus Steuerentlastung, flexiblerem Arbeitsrecht und Bürokratieabbau ist in der Theorie hilfreich – in der Praxis wird er durch steigende Lohnkosten, Fachkräftemangel und verschleppte Umsetzung ausgebremst.

Für Hotellerie- und Gastronomiebetriebe bedeutet das: Warten bringt nichts – Handeln ist gefragt. Unsere Empfehlungen:

  • Preise klug anpassen: Kalkulieren Sie steigende Personalkosten realistisch ein, kommunizieren Sie Preiserhöhungen offen und setzen Sie auf transparente Preisgestaltung.

  • Personal binden und flexibel einsetzen: Nutzen Sie Spielräume in der Arbeitszeitgestaltung, bieten Sie Anreize für Überstunden und überlegen Sie, wie Rentner oder Quereinsteiger eingebunden werden können.

  • Effizienz durch Digitalisierung: Reduzieren Sie Bürokratie mit digitalen Tools, automatisieren Sie Prozesse und prüfen Sie Low-Service-Modelle, um mit weniger Personal auszukommen.

  • Energiekosten aktiv steuern: Setzen Sie weiterhin auf Energiesparmaßnahmen und effiziente Technik – auch ohne staatliche Förderung.

  • Auf politische Versprechen nicht blind vertrauen: Bereiten Sie sich auf verschiedene Szenarien vor – sowohl mit als auch ohne die versprochenen Entlastungen. Rechnen Sie mit Verzögerungen und planen Sie konservativ.

Die Hotellerie- und Gastronomiebranche ist stark, kreativ und anpassungsfähig. Doch die neue Bundesregierung liefert ihr mit diesem Koalitionsvertrag leider wenig konkrete und sofort wirksame Unterstützung. Es liegt nun an den Unternehmerinnen und Unternehmern selbst, das Beste aus den Rahmenbedingungen zu machen – mit Weitsicht, Resilienz und professioneller Beratung.

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Wir, die Ascensus, verstehen die Komplexität dieser Herausforderung und stehen bereit, um Ihnen bei Ihren Marketingaktivitäten zur Seite zu stehen.

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