Inklusion im Hotel, Teil 1: Die Inklusion strategisch verankern
Christopher Appel
Wie Hotels strukturiert Vielfalt leben können
Die Hotellerie lebt von Vielfalt: Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen, mit verschiedensten Lebensgeschichten und Erwartungen begegnen sich hier tagtäglich. Doch diese Vielfalt sollte nicht nur für Gäste gelten. Auch im Team eines Hotels kann und sollte Vielfalt gezielt gefördert werden. Dazu gehört insbesondere die Inklusion von Menschen mit Behinderung.
Immer mehr Hotels erkennen, dass Inklusion weit mehr ist als eine moralische Verpflichtung. Sie ist eine strategische Chance, den Betrieb zukunftsfähig aufzustellen, neue Mitarbeitende zu gewinnen und das eigene Image nachhaltig zu stärken. Doch während das Thema gesellschaftlich an Bedeutung gewinnt, bleibt die Umsetzung in vielen Häusern noch zaghaft und punktuell.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer klaren, strukturierten Verankerung von Inklusion in der gesamten Unternehmensstrategie. Nur so wird aus einem guten Vorsatz gelebte Realität. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie Inklusion in Ihrem Hotel systematisch und praxisnah verankern können — von der Haltung über die Führungskultur bis zu den Prozessen im Alltag.
Warum Inklusion kein Nebenprojekt sein darf
Inklusion in der Hotellerie ist keine nette Zusatzmaßnahme. Sie gehört in die Mitte der Unternehmensstrategie. Das hat gleich mehrere Gründe.
Zum einen verändert sich der Arbeitsmarkt. Hotels suchen händeringend nach Mitarbeitenden. Menschen mit Behinderung sind eine oft übersehene, wertvolle Zielgruppe. Mit einer inklusiven Unternehmenskultur und entsprechenden Strukturen können Sie hier großes Potenzial erschließen.
Zum anderen achten immer mehr Gäste darauf, ob ein Hotel gesellschaftliche Verantwortung übernimmt. Inklusion und soziale Nachhaltigkeit werden dabei zunehmend als Qualitätsmerkmale wahrgenommen. Wer sich klar zu diesen Werten bekennt und sie sichtbar lebt, stärkt die eigene Marke.
Schließlich profitieren auch die Teams selbst: Vielfalt führt zu neuen Perspektiven, fördert Innovation und stärkt die emotionale Bindung der Mitarbeitenden an den Betrieb. Unternehmen mit einer inklusiven Kultur berichten von höherer Motivation, besserer Zusammenarbeit und gesteigerter Loyalität im Team.
Um diese Vorteile zu realisieren, reicht es nicht, ab und zu einzelne inklusive Maßnahmen umzusetzen. Es braucht einen strategischen, strukturierten Ansatz.
Inklusion als Aufgabe für alle Bereiche begreifen
Inklusion betrifft alle Bereiche eines Hotels. Sie darf nicht isoliert in der Personalabteilung oder im Bereich der Barrierefreiheit angesiedelt sein. Vielmehr muss sie als Querschnittsthema verstanden werden, das in alle Abteilungen und Prozesse hineinwirkt.
Von der Art, wie Stellen ausgeschrieben werden, über die Gestaltung von Arbeitsplätzen bis hin zum Umgang mit Gästen und der internen Kommunikation: Überall im Hotelbetrieb gibt es Berührungspunkte mit dem Thema Inklusion.
Deshalb sollte Inklusion integraler Bestandteil der Unternehmenskultur werden. Das bedeutet: Es muss klar sein, dass Vielfalt und Teilhabe für alle Mitarbeitenden und Gäste selbstverständlich sind. Und es muss dafür gesorgt werden, dass die entsprechenden Strukturen geschaffen werden.
Ein zentrales Element ist dabei die kontinuierliche Sensibilisierung und Qualifizierung aller Mitarbeitenden. Nur wenn alle Beteiligten die Bedeutung und den Mehrwert von Inklusion verstehen, kann sie im Alltag tatsächlich gelebt werden.
Eine klare Haltung entwickeln und kommunizieren
Der erste Schritt zu einer erfolgreichen Inklusionsstrategie ist die Entwicklung einer klaren Haltung. Die Geschäftsführung muss sich öffentlich und glaubwürdig zu Inklusion und Vielfalt bekennen.
Diese Haltung sollte sich in den Unternehmenswerten und im Leitbild widerspiegeln — und sie muss in der internen und externen Kommunikation sichtbar werden. Es reicht nicht, intern über Inklusion zu sprechen. Bewerbende, Gäste und Kooperationspartner sollten erkennen können, dass das Hotel hier aktiv Verantwortung übernimmt.
Gleichzeitig muss diese Haltung im Alltag spürbar sein. Das bedeutet: Führungskräfte und Mitarbeitende müssen sie konsequent vorleben. Diskriminierung und Ausgrenzung dürfen keinen Platz haben. Offenheit, Respekt und Wertschätzung sollten den Umgang im Team prägen.
Führung und Verantwortung klar definieren
Damit Inklusion im Unternehmen nachhaltig wirkt, braucht es klare Verantwortlichkeiten.
Die Geschäftsführung muss das Thema sichtbar zur Chefsache machen. Sie sollte die Ressourcen bereitstellen, die für eine erfolgreiche Umsetzung erforderlich sind — sei es in Form von Zeit, Personal oder Budget.
Darüber hinaus sollten feste Ansprechpersonen oder ein eigenes Inklusionsteam benannt werden. Dieses Team koordiniert die Maßnahmen, begleitet die Umsetzung und dient als Ansprechpartner für interne und externe Fragen.
Auch die Führungskräfte in den einzelnen Abteilungen sind in der Pflicht. Sie müssen Inklusion im eigenen Bereich aktiv vorantreiben, das Team sensibilisieren und eine inklusive Arbeitsatmosphäre schaffen. Dazu gehört auch, eigene Unsicherheiten zu reflektieren und sich kontinuierlich weiterzubilden.
Führungskräfte sollten zudem regelmäßige Feedbackformate etablieren, um den Inklusionsprozess transparent zu gestalten und Verbesserungspotenziale zu identifizieren.
Inklusion in der Nachhaltigkeitsstrategie verankern
Inklusion ist ein wichtiger Bestandteil sozialer Nachhaltigkeit. Deshalb sollte sie konsequent in die unternehmerische Nachhaltigkeitsstrategie integriert werden.
Immer mehr Hotels haben heute eigene Nachhaltigkeitskonzepte. Oft liegt der Fokus auf ökologischen Themen wie Energieeffizienz oder Abfallvermeidung. Doch zur echten Nachhaltigkeit gehört auch soziale Verantwortung. Hier bietet Inklusion einen idealen Ansatzpunkt.
Hotels, die Inklusion aktiv fördern, leisten einen Beitrag zu mehreren Zielen der Agenda 2030 der Vereinten Nationen. Besonders relevant sind SDG 8 (menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum) und SDG 10 (weniger Ungleichheiten).
Wer dies in der eigenen Nachhaltigkeitskommunikation sichtbar macht, kann das Image des Hotels stärken, neue Zielgruppen ansprechen und die Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen.
Fazit
Inklusion ist kein Idealbild, sondern ein erreichbares Ziel. Mit einer klaren Haltung, konsequenter Umsetzung und dem Mut, neue Wege zu gehen, können Hotels eine Unternehmenskultur schaffen, die Vielfalt aktiv fördert.
Hotels, die sich bewusst auf diesen Weg machen, profitieren von einer stärkeren Teamkultur, einem attraktiveren Arbeitgeberprofil und einem nachhaltigen Beitrag zur Gesellschaft. Inklusion macht den Unterschied – für das Unternehmen, die Mitarbeitenden und die gesamte Branche.
Kontaktieren Sie uns gerne.
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